Interview mit dem FC Waldems: Der Verein als Gemeinschaft ist uns wichtig

Konstantin Humm, Jonas Heilhecker, Frank Weber Bild: SPD Waldems

Fußball ist unser Leben. Oder zumindest das vieler Menschen, auch bei uns in Waldems. Drei Traditionsfußballvereine (Steinfischbach, Esch, Niederems) haben sich zu einem neuen FC Waldems zusammengefunden. So eine Fusion ist nicht selbstverständlich und nicht einfach, wie uns der neue geschäftsführende Vorstand in unserem Interview berichtet. Im Gespräch mit Frank Weber, Konstantin Humm und Jonas Heilhecker.

Stellt euch doch bitte kurz vor. In welcher Funktion seid ihr in eurem jetzigen und in eurem vorherigen Vereinen? Weshalb wolltet ihr den Zusammenschluss der drei Fußballabteilungen in Waldems?
Frank Weber: Ich komme vom SV Esch und mache bereits gefühlte 30 Jahre Vorstandsarbeit und Jugendbetreuung. Rund 20 Jahre bin ich Kassierer und seit 6 Jahren geschäftsführender Vorstand in Esch. Im FC Waldems sind wir drei Personen im geschäftsführenden Vorstand. Jeder hat seinen Aufgabengebiet. Ich bin Vorsitzender für den Bereich Verwaltung / Finanzen, Konstantin kümmert sich um das Sportliche und Jonas um die Öffentlichkeitsarbeit.  Bei der Fusion der drei Vereine, haben wir darauf geachtet, dass jeder Verein gleichberechtigt vertreten ist. Im erweiterten Vorstand ist René Leichtfuß (Schriftführer), Daniel Dietrich (Kassierer), Markus Beck (Pressesprecher) und unterstützend weitere drei Beisitzer (Klaus-Dieter Humm, Torsten Sachs, Frank Dietrich) und um den Spielausschuss kümmert sich Rainer Volkmar. Es ist gut, dass wir so breit aufgestellt sind. Es ist eine immense Aufgabe, dass alles zu stemmen. Finanzamt, Amtsgericht, Anmeldung beim Landessportbund, Hessischer Fußballverein … Aber es läuft. Wir könnten morgen mit dem Spielbetrieb beginnen.

Konstantin Humm: Beruflich bin ich Geschäftsführer der Firma Plastship in Esch. Sportlich bin ich seit etwa 10 Jahren beim TSV Niederems. Nach und nach habe ich Aufgaben übernommen, zuletzt im Sport-Spielausschuss SG Niederems /Esch. Für den FC Waldems bin ich Vorsitzender für den Spielbetrieb.  Es ist schön, dass wir hier im FC Waldems ein so großes Team sind. Es gab ja bereits vor der eigentlichen Gründung viel Arbeit. Planung, Konzept, Informationsveranstaltungen. Die Mitglieder des SV Esch, TUS Steinfischbach und TSV Niederems mussten dem auch zustimmen.  Wir haben uns gefreut, dass unser fertiges Konzept allen gut gefallen hat und die Mitgliederversammlungen fast vollständig der Fusion zugestimmt haben.

Jonas Heilhecker: Wir hatten aber auch Spaß dabei. Ich erinnere mich an unsere konspirativen Treffen im Dunkeln. Wir haben „geheim“ im Waldschloss getagt (lacht). Das Interesse war groß, aber wir wollten nicht zu früh damit raus. Es ist eine schöne Sache, auch für die Gemeinde Waldems. Durch den Zusammenschluss bleibt der Fußball attraktiv und vor allem zukunftsfähig.  Ich bin 25 Jahre, komme aus Wüstems und mache gerade meinen Master in Maschinenbau.  2019 bin ich in den Vorstand des TUS Steinfischbach gerutscht. Mehr oder weniger notgedrungen, weil Freddy (Alfred Göttlicher) nur noch Kassierer machen wollte und wir aus allen drei Sparten (Anm: Tennis, Turnen, Fußball) jemand im Vorstand besetzen wollten. Im TUS Steinfischbach wurde das Modell mit drei Vorsitzenden damals auch neu eingeführt. (Anmerkung: das ausführliche Interview mit dem TU Steinfischbach kann man hier nachlesen: https://t1p.de/TUStfb

Freddy war sehr lange bei vielen Vorbereitungstreffen des FC Waldems dabei und hat sich auch tatkräftig für das Gelingen des Projekts eingesetzt. Als dann die Frage kam, wer aktiv im Vorstand mitarbeiten möchte, waren Frank, Konni und ich sofort dabei. Es hat sich eine neue Gemeinschaft gebildet und das ist eine sehr schöne Erfahrung.

Warum glaubt ihr, wird der FC Waldems Erfolg haben?
Jonas: Wie lässt sich Erfolg denn definieren? Im Fußball-Sinne haben wir 68 fixe Zusagen für insgesamt drei Mannschaften in der kommenden Saison. Wenn der Spielbetrieb ruhig anläuft und es keine Probleme gibt, dann ist das schon ein Erfolg. Wenn man die Zeit vom 14.1. – der Gründung – bis jetzt nimmt, haben wir bereits einen Etappenerfolg.

Frank: Den ersten Erfolg gab es bereits im November letzten Jahres, als die Mitglieder aller drei Vereine mit hohen Zustimmungszahlen (es gab nur zwischen 3-5 Ablehnungen bei mehr als 50 Mitglieder, die mit Ja gestimmt haben) über das Projekt FC Waldems abgestimmt und befürwortet haben. Wir hatten auch alles exzellent vorbereitet.

Konstantin: Ein großer Erfolg ist auch die Zustimmung von den „Jungs“ (den Spielern). Sehr viele kommen aus Waldems und unter anderem für die machen wir es ja.

Wo wird der Spielbetrieb bzw. das Training erfolgen und in welcher Liga spielen die Mannschaften?
Jonas: Heimspielstätte im ersten Jahr ist Steinfischbach für die erste und zweite Mannschaft. Vermutlich auch für die dritte Mannschaft Freitag abends. Sonntags drei Mannschaften auf einen Rasen spielen lassen, ist einfach schlecht, das Training wird vermutlich in Niederems und Esch stattfinden. Auch langfristig benötigen wir drei Trainingsplätze (Rasen-plätze). Steinfischbach hat zum Beispiel kein Flutlicht, da kann im Winter nicht gespielt werden, dann spielen wir in Esch oder Niederems. Wir haben die Möglichkeit, wenn die Witterung ganz schlecht ist, nach Oberems auszuweichen, dort gibt es einen Kunstrasenplatz. Wir haben auch Kontakte zu Heftrich, die ebenfalls Kunstrasenplätze haben. Die sind aber stark frequentiert. Unsere 1. Mannschaft wird in der A-Klasse spielen. Die 2. Mannschaft in der C Klasse, dort wird es zwei Gruppen A und B geben.

Wo seht ihr die größten Herausforderungen in den nächsten Jahren?
Frank: Ich sehe uns mindestens das erste Jahr allein durch die Euphorie noch gut getragen. Der Vorstand ist motiviert, viele Spieler in Waldems waren getrennt und spielen nun zusammen. Die Herausforderung besteht darin, für Stabilität über die nächsten Jahre zu sorgen und dass wir möglichst keine große Spieler-Fluktuation haben. Und wir möchten den Jugendbereich wieder mehr auf Waldems zu zentrieren. Derzeit spielen die Jugendlichen im Jugendförderverein Idstein/ Waldems. Unser Anspruch ist es, die Jugendlichen an einen der drei Vereine oder den FC Waldems zu binden.  Wir möchten auch die Möglichkeit schaffen, beim Stammverein zu bleiben und dennoch beim FC Waldems zu spielen (Spielpass) ohne weitere Konditionen (keine Zusatzkosten). Damit bleibt man dem Stammverein treu, was vielen wichtig ist und ist trotzdem Spieler beim FC Waldems.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf euer Vorhaben?
Jonas: Eigentlich ist es Glück, dass das gerade jetzt passiert, in der Vorbereitung. So können wir vielleicht mit weniger Einschränkungen durchstarten.
Frank: Wir merken das beispielsweise beim HFV (Hessischer Fußball-Verband). Coronabedingt dauern manche Dinge einfach länger.

Wie lange schätzt ihr, werdet ihr brauchen, damit der Verein sicher dasteht?
Frank: Wir haben mit der Öffentlichkeitsarbeit eine AG für Thematik gegründet, die sich beispielsweise um Sponsoring kümmert (Konto, Finanzamts-Rückfragen). Einige große Sponsoren, haben bereits ihre Zusage in Aussicht gestellt. Viele von den alten Sponsoren bleiben uns dankenswerter Weise erhalten.
Jonas: Das ist nicht zu unterschätzen. Wir brauchen allein rund 100 neue Trikots. Die Stammvereine geben eine Starteinlage.
Frank: Wir sind mit unserem Budgetplan so aufgestellt, dass wir ziemlich schnell auf eigenen Beinen stehen wollen, also eigenfinanziert. Wir haben Kosten, z. B. die Rasenplätze. Die Gemeinde unterstützt uns zwar, aber das reicht natürlich nicht. Der Hauptbrocken sind die Plätze und die Wasserkosten. Außerdem müssen nach einer Saison die Plätze wieder in Ordnung gebracht werden. Das allein kostet 2.500-3.500 Euro.

Wie sind eure sportlichen Aussichten – wo wollt ihr mit eurer Mannschaft hin?
Konstantin: Wichtig ist, die Mannschaft erst mal zusammenzuführen. Teambuilding, aber auch Vereinsbuilding und dann mit der 1. und 2. Mannschaft oben mitspielen.
Jonas: Die erste Herausforderung ist die Mannschaft zusammenzuführen. Unser Anspruch ist, auch die ehrenamtlichen Positionen zu unterstützen. Neben dem Ziel den Verein neu aufzubauen, muss ein Ziel auch sein, fußballerisch gut aufgestellt zu sein. Die FSG Weilnau/Weilrod/Steinfischbach spielte bisher in der Kreisoberliga. Die SG Niederems/Esch hat eine gute A-Klasse Mannschaft. Das muss sich alles zusammenfinden. Die ersten Vorbereitungen beginnen kommenden Sonntag mit Laufeinheiten – natürlich unter Beachtung der Corona-Auflagen.
Konstantin: Wir haben pro Mannschaft zwei Trainer und einen Torwarttrainer. Alle Posten sind besetzt. Der sportliche Teil kann starten.

Spielt der Vorstand auch aktiv mit?
Jonas: Ja, der Vorstand spielt auch. Das ist auch wichtig, weil wir so nah am aktiven Spielbetrieb sind und mehr Anlaufstellen bieten. Das ist ein großer Vorteil.

Was kann Politik speziell für euch tun?
Jonas, Frank, Konstantin: Uns bei einem Kunstrasenplatz unterstützen. Die Problematik mit dem Wasser wird immer mehr zunehmen. Die Speichermöglichkeiten für Grundwasser sind zu gering und verlagern zudem das Problem. Wir werden zwei Plätze brauchen und würden uns wünschen, dass die Politik hier tätig wird. In der Vergangenheit wurde immer gesagt, erst müssen die Vereine sich zusammentun. Drei Vereine haben nun etwas in die Wege geleitet. Das Konstrukt steht, jetzt ist die Gemeinde in der Pflicht, den FC Waldems entsprechend zu unterstützen.

Muss denn ein Kunstrasen nicht auch gewässert werden?
Ein Kunstrasen wird meist nur benetzt, nicht ausgiebig bewässert wie ein Naturrasen. Aber im Spielbetrieb ist das auch nicht zwingend notwendig. Ein Kunstrasenplatz würde uns eine offensive Jugendarbeit ermöglichen. Wir könnten viele Jugendliche, die derzeit wo anders spielen, zurück nach Waldems holen.

Die Gemeinde profitiert somit auch vom FC Waldems. Wir würden uns wünschen, dass man nun auf den FC Waldems zugeht, zum Beispiel einmal halbjährlich ein Treffen mit dem Bürgermeister. Die Gemeinde unterstützt uns auch bereits finanziell mit Zuschüssen oder mit Geräten vom Bauhof. Aber wir sind auch die einzigen, die eigenverantwortlich die Plätze und Spielstätten am Laufen halten. In anderen Gemeinden/ Städten, wie Hünstetten/Idstein macht das in der Regel die Gemeinde bzw. Stadt.  Die bestehenden Nießbrauchverträge müssten vielleicht mal aktualisiert werden. Wir würden gern mitarbeiten, wenn die Gemeinde etwas erarbeitet, dass unseren Verein oder unsere Spielstätten betrifft. Ein Wassernotstand, wie er zuletzt auch für uns galt, konterkariert beispielsweise unsere Investitionen von über 1.500 Euro. Das demotiviert besonders die, die sich viele Stunden ehrenamtlich engagieren.

Wie und wann kann man Mitglied werden im FC Waldems?
Die Anträge für eine (Förder-)Mitgliedschaft sind online abrufbar https://t1p.de/FCWAntrag

Wenn ihr drei Wünsche für den FC Waldems frei hättet, was fällt euch dazu spontan ein?
Jonas: Wenn der Spielbetrieb ruhig startet, kein Durcheinander, Papierkram etc. Als Spieler wünsche ich mir schon den Aufstieg im ersten Jahr. Das wäre eine schöne Sache, gerade wenn man so viel Zeit investiert hat. Und einen Vorstandsausflug nach mehr als zwei Jahren Vorstands- und Überzeugungsarbeit – an den Ballermann (lacht).
Konstantin: Ein gutes Mannschafts- und Vereinsgefüge, Spaß, gute Zugehörigkeit, viele Zuschauer und einen nassen Sommer und Herbst. Zwischenfrage: An der Theke? – Beides (lacht)
Frank: Dass der Vorstandskollege Jonas pünktlich zu Sitzungen kommt (Lachen).  Das der FC Waldems so startet, wie sich der Vorstand das ausgemalt und alles Notwendige dafür getan hat. Der „Acker ist gesät“. Wenn Vorstand und Spieler zusammenarbeiten, werden sich auch die sportlichen Erfolge einstellen. Im zweiten Jahr, wenn „etwas Ruhe“ eingekehrt ist, dann auch die Spiele als Vorstand genießen. Ich würde mir drittens wünschen, dass das Konstrukt FC Waldems auch von Bürger:innen angenommen wird und sie bei Heimspielen zahlreich vertreten sind.

Was steht noch an / habt ihr noch auf dem Herzen?
Jonas, Frank, Konstantin: Wir hatten eine große Reichweite und sind immer angesprochen worden. Dafür sind wir sehr dankbar. Es macht uns Spaß, wenn das bei vielen Menschen so gut ankommt. Es ist über einen so langen Zeitraum, eine sehr reizvolle Aufgabe gewesen . Wenn offiziell die Zustimmung vom HFV kommt, sind wir am Start. Die Vorfreude ist cool. Das ist eine Art Belohnung für zwei Jahre Arbeit. Der Internetauftritt macht noch Mühe.  Das erste Heimspiel steht noch nicht fest. Angedacht ist der 10./12. September. Wir sind noch etwas skeptisch, weil auf Grund von Corona pro Platzhälfte nur zehn Mann trainieren dürfen und die müssen in einer Trainingseinheit zusammenbleiben.

Wir haben einen Ausrüstervertrag mit PUMA und eine Kooperation mit LEMM Sports in Rüsselsheim. Demnächst wird es einen eigenen Flyer mit einer „Fan-Kollektion“ geben. Man kann dann bei LEMM Sports bestellen und ein geringer Anteil des Verkaufserlöses kommt dem Verein zugute.

Spielt aktiv Fußball und werdet Mitglied im Verein! Mitglied im Verein zu sein, heißt ein gemeinsames Ziel zu haben. Bringt euch ein mit eurer Manpower und Womanpower.  Übernimm doch mal Verantwortung!

Ein Verein ist mehr, als aktives Spielen an Sonntagen. Es ist Gemeinschaft, Freude, Spaß und manchmal, besonders nach Spielniederlagen auch geteiltes Leid. Wer sich berufen fühlt, mitzumachen, kann gern Kontakt aufnehmen, auch wenn man nicht Fußballspielen möchte. Fußball ist wichtig, aber Vorrang hat die Gemeinschaft. Noch eines:

Die Unterstützung bei Auswärtsspielen ist toll, und wir würden uns freuen, wenn das noch mehr wird. Als Spieler ist man unglaublich stolz, wenn viele Leute – sogar ältere über 60 Jahre mit dabei sind.